Chamisso Literaturpreis Migrationsliteratur Poetikdozentur Sächsische Akademie der Künste


Chamisso Literaturpreis & Poetikdozentur

Literatur der Fremde-Literatur der Heimat

(English version below)

Aktuelles

Dresden, den 14.04.2023


Chamisso-Preis und -Poetikdozentur 2023 an Iris Wolff


Der diesjährige Chamisso-Preis Dresden wird an die Schriftstellerin Iris Wolff verliehen. 

Die Preisverleihung findet am Freitag, den 27. Oktober 2023, im St. Benno-Gymnasium in Dresden statt. 

Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und seit 2023 mit der Chamisso-Poetikdozentur verbunden. Die beiden Vorlesungen der Dozentur finden am 27. und am 29. November in der Sächsischen Akademie der Künste statt.

Der Chamisso-Preis Dresden wurde 2017 neu gestiftet und wird von dem gemeinnützigen Verein Bildung und Gesellschaft e.V. / Dresden gemeinsam mit der Sächsischen Akademie der Künste verliehen, in Zusammenarbeit mit dem Forum Tiberius / Dresden und der Internationalen Chamisso-Gesellschaft Berlin.

Die Preisträgerin Iris Wolff, geboren 1977 in Hermannstadt, wuchs im Banat und in Siebenbürgen auf; sie kam 1985 nach Deutschland. Hier studierte sie Germanistik, Religionswissenschaft und Grafik & Malerei in Marburg. Heute lebt sie in Freiburg im Breisgau als freie Schriftstellerin; zudem ist sie als Dozentin für Literatur- und Kulturvermittlung tätig. Zuletzt erschien 2020 ihr Roman »Die Unschärfe der Welt«.

 

Iris Wolff erkundet in ihren Romanen immer wieder auch die Welt ihrer Kindheit im Banat – das Glück, die Wechselfälle und dunklen Schatten der Geschichte, Krieg, kommunistische Diktatur, Zusammenbruch des ‚Ostblocks‘ und Migration. Gemeinsam aber ist den Romanen ein tastendes, abwägendes Erzählen, eine lockere Fügung, die die Komplexität der Geschichte nicht reduziert, sondern einlädt zu einer poetischen Suche nach der verlorenen Zeit.

Mit Preis und Dozentur werden Autorinnen und Autoren geehrt, die durch ihr Schreiben – ausgehend von einer migrantischen Erfahrung – ein Werk von hohem literarischem Rang schaffen; so tragen sie auch zu einem erweiterten Blick auf unsere Gesellschaft bei, zur Offenheit gegenüber anderen Kulturen und zum Bewusstsein der europäischen Verflechtung unserer Geschichte – auch in Verschulden und Verantwortung. Der Preis setzt somit auch ein Zeichen für die Fortentwicklung unserer Gesellschaft hin zu einer zukunftsfähigen Gemeinschaft kultureller Vielfalt in Europa. 

Die Jury: Prof. Dr. Wolfgang Holler (Präsident der Sächsischen Akademie der Künste), Dr. Peter Geist (Sekretär der Klasse Literatur und Sprachpflege der Sächsischen Akademie der Künste), Dr. h.c. Christian Lehnert (Schriftsteller, Mitglied der Klasse Literatur und Sprachpflege der Sächsischen Akademie der Künste). Prof. (em.) Dr. Dr. h.c. Walter Schmitz (Vorsitzender von Bildung und Gesellschaft e.V.), Axel Helbig (Redakteur der Zeitschrift für Literatur und Kunst „Ostragehege“), Dr. Jutta Weber (Vorsitzende der Internationalen Chamisso-Gesellschaft Berlin e.V.).

Die Förderer des Chamisso-Preises sind die C.H.Beck Stiftung aus München, das Forum Tiberius, die die Internationale Chamisso-Gesellschaft, C.H.Beck Kulturstiftung und die Sächsische Aufbaubank. Ihnen gebührt unser Dank für die Unterstützung des Preises.

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Meine Tätigkeit für den Chamisso-Preis

Im Rahmen der Organisation und Ausgestaltung des Chamisso-Preises übernehme ich zentrale Aufgaben, die Administratives ebenso umfassen, wie den Austausch mit Autor*innen und Akteur*innen des kulturellen und literarischen Lebens. Daneben sind mir die Betreuung und Redaktion der Begleitbände anvertraut.

Zu den Begleitbänden zählen ein Dokumentationsband, ein Jahrbuch mit ausgewählten Rezensenten und ein Begleitband für die Chamisso- Poetikdozentur der Sächsischen Akademie der Künste.

Kulturelles Management und die Arbeit im Verlagswesen sind zwei meiner wesentlichen und langjährigen Tätigkeitsschwerpunkte. Im Chamisso-Preis treffen diese beiden Bereiche in besonderer Weise zusammen und erfordern Kompetenzen aus beiden Welten. Diese Verbindung ist zu gleichen Teilen herausfordernd, außerordentlich spannend und einfach großartig. 

 

Aufgrund der besonderen Stellung des Chamisso-Preises in der deutschsprachigen Literaturlandschaft erlaube ich mir, über den Preis selbst und meine Tätigkeit für den Preis gesondert zu berichten. 


Über den Preis 

Chamisso-Preis und - Poetikdozentur, werden, beginnend 2023, genreübergreifend für deutschsprachige Texte vergeben. Mit dem Preis werden Autor*innen ausgezeichnet, die ihre persönlichen Migrationserfahrungen eines Sprach- oder Kulturwechsels in die deutschsprachige Gegenwartsliteratur einbringen. Dass die universellen Themen ‚Fremde‘ und ‚Heimat‘ in unserem Einwanderungsland neue literarische Form gefunden haben, ist diesen Autor*innen zu verdanken.

Im Jahr 2018 wurde erstmals der Chamisso-Preis/ Hellerau von Förderern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft getragen. Seit 2020 obliegt die Trägerschaft dem Verein Bildung und Gesellschaft e.V. Mit dem Jahr 2023 wird die Auszeichung "Chamisso-Preis und Poetikdozentur" gemeinsam von der Sächsischen Akademie der Künste und dem Verein Bildung und Gesellschaft e.V. verliehen.

Chamisso-Preis und -Poetikdozentur sollen ein weithin sichtbares Zeichen setzen – von nationaler und internationaler Bedeutung für die Kultur in unserer Stadt Dresden heute sein. Gestiftet in Dresden, widmet er der deutschsprachigen Literatur in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich und der Schweiz die verdiente, nicht immer selbstverständliche Aufmerksamkeit.


Der Chamisso-Literaturpreis wurde im Jahr 2017 neu gegründet und knüpft an die Tradition des Chamisso-Preises an, der bis 2017 von der Robert-Bosch-Stiftung verliehen wurde. Er zeichnet Autorinnen und Autoren aus, die durch ihr Schreiben die Erfahrungen ihrer Biografie teilen und einen erweiterten Blick auf unsere Gesellschaft und ihre Offenheit gegenüber anderen Kulturen ermöglichen. Damit setzt der Preis ein Zeichen für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft hin zu einer neugierigen und nachhaltigen Gemeinschaft der kulturellen Vielfalt.

Die Jury setzt sich zusammen aus Herrn Axel Helbig (Herausgeber der Literaturzeitschrift "Ostragehege"), Prof. (em.) Dr. Walter Schmitz (Vorsitzender von Bildung und Gesellschaft e.V.), Dr. Katrin Schumacher (Literaturredakteurin beim MDR), Dr. Wiebke Sievers (Österreichische Akademie der Wissenschaften) und Dr. Jutta Weber (Vorsitzende der Internationalen Chamisso-Gesellschaft, Berlin).

Die Förderer des Chamisso-Preises sind die C.H.Beck-Stiftung aus München, das Forum Tiberius- Internationales Forum für Kultur und Wirtschaft, die Internationale Chamisso-Gesellschaft Berlin und die Sächsische Aufbaubank.

Als Veranstalter des Preises zeichnen sich der gemeinnützige Verein Bildung und Gesellschaft e.V., der THELEM Universität-und Wissenschaftsverlag sowie die Sächsische Akademie der Künste verantwortlich. 

Der Namensgeber des Preises: Adalbert von Chamisso

Prominenter Namensgeber des Preises ist Adelbert von Chamisso(1781-1838), der – als französischer Exilée jung nach Berlin gekommen – zum Mittler zwischen Deutschland und Frankreich in schwieriger Zeit wurde. Seine Muttersprache war Französisch, seine Literatursprache Deutsch. Seine Novelle Peter Schlemihl (1814) kleidet eine elementare Erfahrung in ein fantastisches Motiv: Schlemihl, in einer unsicheren Lage, gibt gegen Geld seinen Schatten preis und wird dadurch heimatlos in der Welt. Chamisso selbst hat seinen ›Schatten‹, wie er selbst im ›Vorspruch‹ zur Novelle schreibt, jedoch nicht verloren. Als Weltreisender, als Naturwissenschaftler und als einer der gefeierten Dichter in der liberalen Bewegung der 1830er Jahre hat er weiter gewirkt und einen Ausgleich zwischen Offenheit und Ansiedelung gefunden. 

 

Für einen Preis, der sich lokal verortet, zugleich aber für Weltoffenheit einsteht, ist Chamisso noch immer derjenige Namensgeber in der Literaturgeschichte der Deutschen, der einen Maßstab setzt. 

 

Das Erbe von Moderne und Weltoffenheit in Dresden ist vor allem dem ›Laboratorium der Moderne‹ um 1910, Hellerau, zu verdanken. Der Zusatz ›Hellerau‹ im Namen des Preises verweist auf diese Tradition, an die es immer neu anzuknüpfen gilt; demgemäß wird auch die Preisverleihung in Hellerau stattfinden.

Chamisso Literaturpreis Migrationsliteratur Literatur der Fremde Poetikdozentur Dresden

Chamisso Prize of literature

Literature of the Stranger-Literature of the Homeland


My work for the Chamisso Prize

Within the framework of the organisation and design of the Chamisso Prize, I am responsible for central tasks, which include administration as well as the constant exchange with authors and actors in cultural and literary life. In addition, I am entrusted with the areas of press and public relations work as well as the supervision of the accompanying volumes.

The accompanying volumes include a documentation volume, a yearbook with selected reviewers and a companion volume for the Chamisso Poetry Lectureship of the Saxon Academy of Arts.

Cultural management and work in publishing are two of my main and long-standing areas of expertise. In the Chamisso Prize, these two areas come together in a special way and require skills from both worlds. This combination is equal parts challenging, extraordinarily exciting and simply great. 
 
Due to the special position of the Chamisso Prize in the German-language literary landscape, I will take the liberty of reporting separately on the prize itself and my work for the prize.

About the price

The "Chamisso Prize / Hellerau. Literature of the Stranger - Literature of the Homeland" has been awarded annually since 2018 across all genres for texts written in German. The prize is awarded to authors who bring their personal migrant experience of a change of language or culture into contemporary German-language literature. The title of the prize links the literature of the German language, which transcends linguistic and cultural boundaries and for which Adelbert von Chamisso stands, with the garden city of Hellerau in Dresden, the 'laboratory' of an international modernity in art and life around 1900.

The Chamisso Literature Prize was newly founded in 2017. It honours authors who, through their writing, share the experiences of their biography and enable a broader view of our society and its openness to other cultures. In this way, the prize sets an example for the further development of our society towards a curious and sustainable community of cultural diversity.

The jury is composed of Mr Axel Helbig (editor of the literary magazine "Ostragehege"), Prof. (em.) Dr Walter Schmitz (Chairman of Bildung und Gesellschaft e.V.), Dr Katrin Schumacher (literary editor at MDR), Dr Wiebke Sievers (Austrian Academy of Sciences) and Dr Jutta Weber (Chairwoman of the International Chamisso Society, Berlin).

The sponsors of the Chamisso Prize are the C.H.Beck Foundation from Munich, the Forum Tiberius - International Forum for Culture and Business, the Ostsächsische Sparkasse and the Sächsische Aufbaubank.

The award is organised by the non-profit association Bildung und Gesellschaft e.V., THELEM Universitäts-und Wissenschaftsverlag and the Saxon Academy of Sciences.

The award's namesake: Adalbert von Chamisso

The prize is named after Adelbert von Chamisso (1781-1838), who came to Berlin as a young French exile and became a mediator between Germany and France in difficult times. His mother tongue was French, his literary language German. His novella Peter Schlemihl (1814) clothes an elementary experience in a fantastic motif: Schlemihl, in an insecure situation, gives away his shadow in exchange for money and thus becomes homeless in the world. Chamisso himself, however, did not lose his 'shadow', as he himself writes in the 'preface' to the novella. As a world traveller, as a natural scientist and as one of the celebrated poets in the liberal movement of the 1830s, he continued to work, striking a balance between openness and settlement. 
 
For a prize that locates itself locally but at the same time stands for cosmopolitanism, Chamisso is still the namesake in German literary history who sets a standard. 
 
The legacy of modernity and cosmopolitanism in Dresden owes much to the 'laboratory of modernity' around 1910, Hellerau. The addition of 'Hellerau' to the name of the prize refers to this tradition, to which it is always necessary to link up anew; accordingly, the award ceremony will also take place in Hellerau.

Chamisso Preis und Poetikdozentur
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